Seifermannkreis  vom 06.01.02. Thema: Epiphanie

Heilig Drei König oder Fest der Epiphanie = Erscheinung des Herrn

Gott ist ja nicht sichtbar. Er ist hereinwirkend durch das, was wir Berufung nennen.

Der Geist (heb.: ruach )= Mut (auch Übermut, Mißmut, Unmut) ) ist die Einflusskraft Gottes.

Im hebräischen Denken ist der Mensch:

Fleisch = angewiesen auf Hilfe

                        Seele = Trieb, Vitalität

                        Verstand (heb.: leb)= Intelligenz, Empatie, Einfühlungsvermögen

Die Hebräer teilen nicht auf wie die Griechen/Europäer/Deutschen, sondern der Mensch ist je nach Situation eines von diesen vier Sachen ganz.

Der Geist ist die Zumutung Gottes (des Herrn) in der Stunde der Berufung:

El = mehr, anders, unbedingt herausfordernd, unbedingt angehendes

sich stellen; ein Leitwort in der Bibel, ein Kapitalbegriff der Existenzphilosophie

=>aus der Ich-Befangenheit heraustreten in ein Selbstbewußtsein

Jesus ist der „Superberufene“ Gottes. Er war immer bei den Verlorenen.

Jesus war ein Idiot im Sinne der Gescheitheit dieser Welt. Wer so lebt, ärgert die Menschen dieser Welt. Die nehmen daran Anstoß. Er bekommt einen „Denkzettel“ durch die Kreuzigung.

Und jetzt:

Die Jünger erfahren am dritten Tag: „Er lebt!“

Aber nicht mehr so wie vorher, sondern neu gezeugt; ein Kind Gottes.

In den Jüngern  gewinnt er Macht und Einfluß: der Geist Gottes in ihm kommt durch ihn zu den Jüngern.=> Die fangen auch an zu „spinnen“.

Mit diesem Hintergrund ist die Doppelaussage „gezeugt aus Gott, vom Weibe geboren“ keine Paradoxie.

Der Glanz aus Ostern, dieser Glanz fällt nun auch über die Mutter, die ihn geboren hat. ( Anm.: Der Glanz des Siegers Sven Hannawald fiel heute beim Abendessen über Seifermann, obwohl der gar nicht skispringt, weil er schließlich auch aus dem Schwarzwald kommt)

Rein liturgisch haben wir es im Licht der Osterkerze gefaßt. Und von der Osterkerze aus entzünden sich nun Weihnachtlichter, Pfingstlichter.

Die Parusie ( = Wiederkommen) geschieht nicht in der Zukunft, in tausend Jahren, sondern sie beginnt hier: die Zeit des Erstandenen = ganz und gar ewig da sein = Ewigkeit

Der Erstandene erscheint im Bild des Lichtes -> Sonne ( Sonnwendfeier je nach Kalender am 25.12. oder 6.1.) In allen Farben wird das österliche Licht gebrochen.

Die Ostkirche hat Ikonen für die Erscheinung.  Wir Westler haben alle österliche Erfahrung (auch das Lebensschicksal Jesu: Elend, Schmerz, Not, Tod) in seine Geburt gelegt.

Von der Epiphanie her bekommt alle Kreatur einen seltsamen Glanz. Bis zu Ochs und Esel im Stall. Das ist legitim, aber es darf der innere Faden nicht verloren gehen.

Wenn das war ist: „und er ward erweckt aus dem Tode“, wen geht dann das an?

-Alles, was sterben muß.

Je mehr ich alles auf eine Karte gesetzt habe – leben und leben und leben -, umso härter trifft es mich, wenn es am Ende heißt: „und doch sterben“

Zum Matthäusevangelium: Die Huldigung der Sterndeuter 2,1-12 :

Magier, Astrologen, Weise sind eingesammelt im Begriff „Könige“, denn es ist Aufgabe der Könige sich um diese Wissenschaften zu kümmern.

            Sonne = Symbol für Großkönig

            Sterne = Fürsten/Vasallen

            Morgenstern = der Erstandene (der Stern in seinem Aufgang, ex anatolam=>aus dem Osten)

Im Evangelium werden zwei Erzählungen verwertet, die Matthäus sicherlich gekannt hat. 1. Erzählung: König Trididatus aus Persien? kommt zusammen mit seinen Granden, um dem Kaiser des Westens zu huldigen. Dies war ursprünglich Augustus. Bis sie eingetroffen waren, war der allerdings schon gestorben; also dem Nero. Er bringt ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. „Und sie kehrten auf anderem Wege zurück“ entstammt auch dieser Erzählung, unabhängig von einem Herodes.

2. Erzählung (um 500 v.) : Es wird ein Kind geboren werden, das dem Pharao alle Macht abnimmt.

Matthäus schreibt Verkündigung, nicht  Biographie oder Historiographie

Zu Jesaja 60 (Lesung):

„Erhebe dich“ Jerusalem = du mußt nun aufstehen = auferstehen = Orientierung sein, ein Segen für die Völker,

„werde Licht“  = Gegenteil von Finsternis = Hoffnungslosigkeit

Jerusalem = Israel = die Jünger =  wir, die Getauften

Es fällt uns jetzt eine Aufgabe zu.

„Sein Ehrenschein, über dir ist er erstrahlt“: man muß sich herausfordern lassen

„Denn da hüllt die Finsternis noch die Erde“: keinen Mut mehr haben, wankende Knie, keine Hoffnung mehr haben

Ihr seid anders geworden durch die Taufe, ihr Jünger Jesu.

„zum Stolze der Weltzeit setze ich dich ein“: Stolz ist ein gutes Wort: der Auferstandene

Bewährung seiner Zeit, Bewährung aus Trauen, der „Rest“ Israels = Israel (dem Glauben nach)

Das sind keine Visionen, sondern nur Kultwissen, rein rituell: in der Katastrophe im Vertrauen auf Ihn „das Leben“ haben, wiewohl sterbend.

Im NT gibt es theologisch kein einziges Wort, das nicht im AT schon gefaßt war.

Der neue Bund im AT: Völkerwallfahrt, Völkerunterweisung, Völkermahl

Der neue Bund in „meinem Blut“ im NT: Missionarisches Hinausgehen

Nicht die blutsmäßige Abstammung von den Erzvätern macht uns zum Volk Gottes, sondern die Berufung, trauend in die Treue des Herrn sich fallen zu lassen.

Der Nationaltod wird in Einzeltoden gestorben.

Getrost sterben< – >verzweifelt, verbittert sterben

Patriotismus ist positiv, denn man liebt sein Land und die anderen

Nationalismus ist negativ, weil man aggressiv gegen die anderen ist

Ranke: “Jede Generation ist unmittelbar zu Gott“

Die Bibel als Schrift ist ein Sekundärprodukt des Kults. Ein Aufstellen der anthropologischen Vorgänge, inwärts derer Gott ins Spiel kommt. Keine Idealismus-Dogmatik, sondern ein beschreibendes, phänomenologisches Vortragen.

(Steffi K.)