Treffen
vom 7. November 2004 und vom 8. Januar
2005. Thema: Auferstehung III
Am Abend
dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden
die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach
diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger,
dass sie den Herrn
sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich
der Vater gesandt
hat, so sende ich euch.
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte
er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!
Wem ihr die Sünden vergebt,
dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist
sie verweigert.
Vorab noch einmal eine kleine Wiederholung zum
Kultschema:
2. Woche, 1. Tag:
Nach ausgelassener Feier in der ersten Woche eine 180-Grandwende, denn nach dem vollen Erfolg kann nur noch der Zusammenbruch kommen. Die Tage werden kürzer, die Sonne gibt ihren Schein nicht mehr (es wird Winter, und mit diesem kommen im Orient die Wolken), Finsternis bedeckt die Erde, Winter-Regenflut (Äcker sind überflutet).
Es herrscht existentielle Not, die Israel kultisch für die Völker nachspielt. Im Hintergrund steht Hungersnot, auf diese Weise wird der Zusammenbruch erfahren, danach kommt der Tod.
Das Gegenteil der Hungersnot ist Hoffnung. Der König ist dazu da, sich diese Nöte aufzuladen. Er geht nun ins Allerheiligste, wo er bis Mitternacht klagt. Die draußen im Tempelvorhof wissen das. Und wenn die Nacht im Lauf ihre Mitte erreicht hat und Finsternis alles umfasst, dann wird die Lade genommen und ins Gehennertal abgestiegen, wo der Feind liturgisch dargestellt sein Lager hat. Der Kampf wogt hin und her, bis zum Morgen. Dann kommt das Licht, das die Finsternis besiegt. Die Flut wird gespalten (Verdunstung). Die Feinde werden gefangen genommen, und die Mächte und Gewalten müssen dem Gottherrn huldigen. Das ist der Tag, an dem die Welt gemacht wird.
2. Tag:
Der König wird vorgeholt und investiert: er wird gebadet in dem nun guten Wasser; er wird gesalbt mit Olivenöl, das für den fetten Erfolg steht, jetzt ist er Messias, Gesalbter; er bekommt das linnene Gewand, wird gegürtet, bekommt den Weihreif (der blüht), den Purpurmantel (Symbol für die Weltherrschaft) und das Szepter (= Hirtenstab). Dann wird er auf den Thron gesetzt und die Feinde werden zum Schemel seiner Füße gemacht.
3. Tag:
Er wird hinausgeführt für das Volk: „Da euer König!“ Und die Menge schreit: „Unser König, unser Leben!“.
Es gibt dann ein Mahl, das den Hunger stillt (=> keine Hungersnot mehr).
4. Tag:
Israel wird bestellt, ein Segen (= Zeichen) zu sein für die Völker, denn die wissen mit dem Tod nichts anzufangen. Ihnen soll gezeigt werden, dass man sterben kann und leben.
Exkurs:
Der Tod ist ein Ereignis der Begegnung mit Gott (im Sterbevorgang).
Einwand: was ist mit denen, die plötzlich sterben, ohne irgend etwas mitzubekommen?
Antwort: selbst bei denen. Was wissen denn wir, was mit uns im Moment des Todes nicht noch passiert?
Exkurs Ende
Jetzt zur Evangeliumsstelle des heutigen Tages:
Am Abend des ersten Tages: im Kultschema sind wir jetzt am dritten Tag, weil der erste Tag der Woche von Karfreitag an gerechnet der dritte Tag ist. Am dritten Tag des Kultschemas wird der König hinausgeführt (siehe oben).
aus Furcht vor den Juden: gemeint sind
die Vorsteher, die Regierenden, die Jesus zu
Tode gebracht hatten. Nicht Israel, das Volk Gottes, sondern das
politische Judentum
Jesus kam: kommen
ist das Gegenteil von ausfahren (zu einer Unternehmung). Die Ausfahrt
war, als Jesus nach Jerusalem ging. Man kommt mit einem Ergebnis. Hier:
die Macht des Todes ist gebrochen. Die Jünger sind die, die noch in den
Tod gehen. Sie fürchten den Tod von den Juden her. Das Ergebnis wird
sein: keine Angst mehr vor dem Tod. (Wir gehen durchs Leben und haben
im Grunde Dauerangst vor Leiden, Sterben und Tod)
Jesus trat in ihre
Mitte: eigentlich steht da: er erstand als ihre Mitte, er erstand
in ihre
Mitteschaft.
sagte: gr. legein => Bundesdrama wird in den Blick gerückt
Friede sei mit euch: Friede (Shalom) = 7 = 4 (4 Himmelsrichtungen, Adama, Güter, Produktion, Staatswesen) + 3 (Solidargemeinschaft), d.h. Güter werden in Solidargemeinschaft verzehrt (= Mahl). Friede bedeutet ungekratztes Leben. Solange aber Todesangst ist, ist kein Friede. „Friede sei mit euch“ eröffnet eine Mahlgemeinschaft, wie im Kultschema am dritten Tag. Was aber ist die Speise, was der Trank? Er selbst. Es wird Gemeinschaft mit ihm empfangen. Durch die Anwesenheit Jesu, mit seiner Gegenwart, wird deren Hunger gestillt.
Exkurs:
Wir müssen davon ausgehen, dass Jesus ihnen tatsächlich erschienen ist. Sie nehmen ihn physisch war, darum kommt man nicht herum. Es gibt keine Möglichkeit, dies anders zu deuten, auch nicht bei historisch-kritischer Bibelauslegung. An den Berichten ist nicht zu zweifeln. Rein naturwissenschaftlich ist keine Erklärung möglich. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben. Aber: er ist nur denen erschienen, die an ihn glaubten, nicht allen Hottentotten.
Exkurs Ende
sie freuten sich:
„Freude“ empfindet man in der Bibel beim Anblick der Ernte, des Essens
(„Wonne“
beim Genuss, „jauchzen“ tut man im Sieg (wenn ein Tor gefallen ist),
„jubeln“
tut man über Beute). Sie freuten sich darüber, dass er da ist, als wie
eine
Speise, die den Hunger stillt. Alle anderen Speisen werden nicht gering
geschätzt, aber sie sind nachrangig gegenüber dem Entzücken über den
Auferstandenen
Herr: Herr über
Hunger und Tod. Das ist der Inbegriff seiner Herrschaft. Allerdings
nicht aus
eigener Kraft, sonder Gott hat ihm die Feinde besiegt und die
Herrschaft
übertragen. Es handelt sich um abgeleitete Herrschaft. Wenn Jesus der
Herr ist, dann ist der Knecht der Tod. Der muss dienen.
Exkurs:
gesandt: er ist der Gottesknecht (der Herr sendet seinen Knecht)
... so sende ich euch: steht nicht im Original da! Da stehen tut „schicke“ ich euch. Schicken drückt ein inniges Verhältnis aus, so wie der Kopf die Hand schickt; sie sind mit ihm so verbunden, dass sie die ausführenden Organe sind. Das Bundesverhältnis ist hoheitlicher, aber distanzierter.
empfangt den heiligen Geist:
"Geist": Zumutung
des Herrn an den Knecht in der Stunde der Berufung. Geist Gottes,
vermittelt
durch Jesus. Jesus ist der Mittler des Bundes.
"heilig": zu Gute kommend.
"empfangt": eigentlich "nehmt". Bundesvollzug Annehmen,
in-Empfang-Nehmen, Reinnehmen.
hauchen: ist ein Ritus. Auch bei unserer Taufe. Sinnhaftes Zeichen der Übermittlung.
heilig: Der Mensch ist ein Triebmensch, will haben, gelten und sein. Niemand kann diesen Trieb abtöten. Heiligen heißt nun, dass jemand, der dir etwas gilt, etwas zumutet, nämlich mit deiner Begabung zu Gute zu kommen. Dann ist dein Trieb geheilt (geheiligt), der Geist ist heiligend. Geheiligt und heiligend im Deutschen beides zu „heilig“ verkürzt.
wem ihr die Sünde vergebt (nachlasst): Sünde: Verfehlung des Gehorsams des Knechts. Bezug auf den vierten Tag: die Völker sind in Verfehlung, denen soll man ein Segen sein. Man soll
- Sünden aufdecken und anklagen
- den Tod als endgültige, ausgemachte Sache anzeigen
-
Hoffnung verkünden, Begnadigung eröffnen
- dafür Zeuge sein, Beispiel geben
Sünden „nachlassen“ heißt: Segen sein, zu sagen, dass von Gott her vergeben wird.