Seifermannkreis vom 12.08.01. Thema: Die Vätergeschichte, insbesondere Abraham.

 

Zur Vätergeschichte allgemein:

 

Der Jahwist schreibt in der Zeit Salomons die Heilsgeschichte auf, ausgehend vom Auszug aus. Er merkt, dass noch irgendetwas fehlt, denn wo kommt Israel her und wie kommt es nach Ägypten? Also setzt er die Vätergeschichte vor die Erzählung vom Auszug aus Ägypten. Einige der Stammesvätergeschichten basieren dabei auf überlieferten Erzählungen von Sippenältesten, Figuren, die es in der Nomadenzeit wohl tatsächlich gab (Abraham, Isaak), andere personifizieren die einzelnen Stämme Israels, z.B. Juda als Mann, oder Jakob, der Israel im ganzen personifiziert.

 

In der Heilsgeschichte und in der Vätergeschichte tritt Gott als Rettergott und als Herr auf (etwa im Abrahamsbund). Die dritte Dimension ihres Gottes, die Israel nach dem Davidsereignis erkannt hatte, die des Schöpfergottes, fehlte noch. Also setzt der Jahwist vor die Vätergeschichte noch die Schöpfungsgeschichte, für die der Stoff des Mythos verwendet (und gebrochen) wird. Außerdem werden noch die Mythen von der Flut (Noah) und Turmbau (zu Babel) eingefügt.

 

Abraham:

 

Abraham war ein Nomade vom Stamm Juda in Hebron. Isaak lebte in Beerscheba, das erst später zu Juda gehört, daher wird Isaak in der Erzählung des Jahwisten zum Kleineren, zum Sohn des Abraham, was die Machtverhältnisse zeigt. Jakob war Erzvater in Sichem, dem Ort des Israelbunds der zwölf Stämme. Damit wird Jakob zum Mann Israels. 

 

Abraham bekommt vom Jahwisten die „Visage“ von David verpasst. Seine Frau, Sarah, personifiziert Israel (so wie in der Schöpfungsgeschichte Adam den Davidspart und Eva Israel spielt). Sarah heißt „Fürstin“ (rechenschaftsschuldige Herrscherin), Israel also als Herrschervolk, was ja den Machtverhältnissen im nahen Osten zur Zeit des Jahwisten entsprach.

 

Wie auch bei der Exodusgeschichte kann man bei der Abrahamsgeschichte Schichten unterscheiden, die sich im Lauf der Geschichte angelagert haben. Die tiefste Schicht sagt nur: „Abraham war ein Zeltler, der sein Zelt bei den drei Bäumen aufschlug, in Hebron.“ Abraham wird an diesem Ort sesshaft, der Gott dieses Ortes wird zum Gott Abrahams.

 

Der Jahwist nun lässt Abraham weit herumkommen (Abraham durchschritt das Land), der geographische Spannungsbogen entspricht dem Horizont des weltläufigen Jahwisten. Abraham kommt aus Haran, der Hauptstadt Arams. Die Aramäer sind der traditionell mächtigste Hebräerstamm. Abraham wandert von Ur, der Hauptstadt Babylons, nach Aram, dann über Sichem nach Jerusalem, was zeigen soll, wie die Macht gewandert ist.

 

Schließlich wird noch der Ägypten <-> Israel Konflikt aufgearbeitet. Die Israeliten hatten unter David die Philister geschlagen und Ägypten damit seine &bdquo;Festlandsdegen&ldquo; (Seifermann) weggenommen; Ägypten hatte nämlich die Philister in Kanaan zum Schutz gegen Babylonier/Asyrer angesiedelt. Jetzt ist der Schutz weg und Israel beansprucht auch noch die Vorherrschaft. In der Abrahamsgeschichte will nun Ägypten Sarah (Israel) haben, was Gott aber verbietet. End vom Lied: Ägypten beschenkt Abraham (erkennt Machtverhältnisse an).

 

Nachzulesen in Genesis, 11,10 &ndash; 25,11. Der Verfasser gibt zu, die Abrahamsgeschichte auch noch nie gelesen zu haben, empfiehlt aber allen denen es genauso geht, dies bis zum nächsten Treffen nachzuholen.