Treffen vom 14. Juli 2004. Thema: Auferstehung I
 

Gelesen und besprochen wurde Johannes 20, 1 ff., die Geschichte, in der die Frauen, Petrus und ein weiterer Jünger zum Grab kommen  und es leer vorfinden.

Grab heißt 1. Grabmal (gr. taphos) und 2. Gedenkmal (gr. nemmeinon). Letzteres steht da, und zwar 7 mal.
Was macht man wenn Gedächtnis begeht? Man erinnert sich an ein Ereignis aus der Vergangenheit. Israels Kultwesen ist ein einziges Gedächtnisbegehen, vor allem der Rettung am Schilfmeer. Wir Christen gedenken vor allem des Todes und der Auferstehung Christi.
Die, die Gedächtnis begehen, sind eine Versammlung. Indem wir Gedächtnis begehen, ist der Tote gegenwärtig.
Was bedeutet jetzt also, wenn Gedenkmal 7 mal dasteht? Hier das kleine Seifermann 1x1:
3 = Gemeinschaft, in Situationen
4 = 4 Himmelsrichtungen, Erde, Staat, Ernte, Aussaht, Frucht, gedeckter Tisch, Mahl
5 = Segen, aufgerichtete Bannerstange, die Orientierung gibt
7 = Shalom, das ganze Leben, unangekratzt, heil
8 = 4+4 oder 5+3
9 = 3x3 oder 4+5
7 mal Gedenkmal heißt also, dass dieses den Frieden bringen willl. Am Grab steht aber dem Frieden entgegen: der Tod. Hier also: bei Jesu Grab soll man den Frieden erfahren.

Die Tücher waren gefaltet an dem einen Ort (gr. topos, hebr. macôm). Ort ist der Funktion nach Mitte. Das Grab ist also Mitte der Versammlung. Der eine Ort: der "eine" ist der, der die ganze Sache richtet => das Gedenkmal ist für die Jünger ein Ort, der sie ordnet.

Verben: ausfahren: zu einer Unternehmung (Sähen, Arbeit, Schlacht) und kommen: mit Ergebnis (be-kommen; zum Essen kommen heißt das Essen bekommen)
Sie bekommen das Grab, das alle(s) richtet, als Ort, Mitte.

Vers 10: "So gingen die Jünger wieder nach Hause." Das steht nicht da!!! Da steht: "sie gingen los" (und zwar um zu sagen, was sie erlebt hatten)

Zum Schluss wurden nochmals einzelne Begriffe aus dem Text aufgegriffen:

"Am 1. Tag der Sabate" = 1. Tag bis zum Sabat = Sonntag
"Früh" steht nicht da!!! Da steht: "es war noch Finsternis". Finsternis ist eine der Feindgestalten (die anderen sind Tod, Flut, Dürre&Not/Winter)
"Stein weggenommen" Wegnehmen (gr. eirein) heißt auch: "entrücken". Der Verstorbene im Bild des Steins entrückt.
"und sagte" (gr. legein) = er Bundesredete. Wir befinden uns also im Bundesdrama. Aha! Wir befinden uns also im Kultschema am 1. Tag der 2. Woche. In der 2. Woche des Kults wird dem Feind, dem Tod entgegen gesehen. 1. Tag, Auferweckung: im Verborgenen. 3. Tag, Auferstehung: der aus seiner Rolle herausgeschlagene ist wider in ihr drinnen, tritt vor das Volk.
"Sie haben den Herrn weggenommen." eigentlich: "entrückt".
"Simon Petrus ging hinein und sah/schaute die Leinen" (gr. theoreein) erfassen (den Zustand) => Petrus erfasst: er ist nicht geraubt, sondern derjenige, der bald auferstehen wird.
"Der andere Jünger, der als erster gekommen war." Warum wird der nicht mit Namen genannt? Dieser Jünger steht für die Gruppe der "Charismatitker", die Jesus gleichsam meditierend erfassen, mit ihm eins sind. Für sie steht ein gewisser Johannes (nicht der Evangelist). Sie organisieren nichts. Die Textstelle will sagen: ein Organisierer wie Petrus muss diese Gruppe gelten lassen, darf sie nicht als Sekte abtun.
"Er sah und glaubte." Sehen (gr. horein): der Glaube ist nicht Konsequenz des Sehens. Anderer Vorgang als bei Petrus: er vertraut.
"Sie wussten noch nicht, dass Jesus von den Toten auferstehen musste." Steht nicht da! Da steht: "Sie hatten noch nicht erfahren, dass er auferstanden war". Glauben heißt hier Fühler ausstrecken für etwas, das kommen wird (in einer anderen Welt).
"Sie wussten nicht, wo man ihn hingelegt hatte." Eigentlich: "eingesetzt" hatte (2. Tag der 2. Woche im Kult, wo der König an die Seite des Herrn gesetzt wird und ihm seine Feinde zu Füßen gelegt werden.

Übrigens: das 2-wöchige Kultschema ist nicht allgemein Anerkannt, sondern eine Entdeckung/Forschungsergebnis Seifermanns.
Übrigens 2: wir sind keine Religion, denn eine Religion ist Natur-verhaftet.

(Christof)