Seifermannkreis vom  13.April 2003. Thema: Tod, Erweckung, Auferstehung, Wiederkunft (Parusie)


Vorweg ein paar Worte ganz allgemein zur Seifermannschen Methode, an einen Text heranzugehen (Methode = etwas wiederholbares). Wie viele andere Theologen auch, stehen am Anfang

Diese stellen fest, was der Text objektiv sagt. Allerdings treffen sie keine Aussage darüber, inwiefern er dich betroffen macht. Deshalb folgt bei Seifermann noch eine


Jetzt zum Thema des Tages:

Problem aller Menschen: Sinn des Lebens durch Tod in Frage gestellt. Ein normaler Mensch, der zum Sterben geboren ist, rebelliert gegen das Sterben-müssen. Manche (auch andere Religionen) gehen davon aus, dass nach dem Tod noch was kommt.
Worauf gründet sich unsere Hoffnung, die der Christen?

1. Das, was für alle erfahrbar und nachvollziehbar ist

Ein Kind wird geboren: die Eltern wenden sich dem Kind zu. Das Kind entwickelt durch Zuwendung ein Grund- (Ur-)vertrauen, das es nicht von Geburt an kennt. Es entsteht Gemeinschaft, in die der ganze Triebmensch eingebunden wird = Leben (hebräisch Chai, griechisch Zoä), das wahre Leben. Es entsteht ein menschlicher Mensch, das Kind ist dialogisch geworden. Eltern und Kind verlieren sich, treten aus sich heraus und finden sich in dem Leben wieder. Den Eltern kommt Gottesantlitz zu. Gott (hebräisch El) im Sinne von "etwas unbedingt angehendes". Dieses Leben ist übrigens zerbrechlich und wird durch das Triebhafte ständig provoziert.

Dieses Leben unterliegt prinzipiell nicht den Gesetzen der Natur, stirbt nicht. Wenn es nun zum physischen Sterben kommt, wird diese gesammelte Erfahrung vom Leben dann standhalten? Wer ist der Adressat unseres Vertrauens? Wir ahnen, dass dieses Leben nicht stirbt. Aber: wir blicken ins Unbekannte, kommen nicht weiter.

2. Wir blicken auf das, was von Jesus berichtet worden ist

Er wurde geboren, wuchs auf, trat öffentlich auf, wendete sich ohne Wahl allen zu, immer wieder, immer Notfälle. So bekam er für die Betroffenen Gottesantlitz und weckte in ihnen Vertrauen. Er bekam Leben. Der Schriftsteller steigert das noch, indem er schreibt: er erweckte sogar Tote zum Leben. Jesus hat sein Leben dafür hergegeben, zu suchen und zu retten was verloren ist. Jesus erweckt Feindschaft, er verstößt gegen den Zeitgeist.

Dann kommt sein Tod. Der Mensch denkt, Jesus ist ausgeschaltet, dem Zugriff des Zeitgeists erlegen. Die Allmacht, das Gottesantlitz war weggeblasen. Und jetzt: Gott tut ein Wunder(ein echtes): Jesus steht plötzlich in ihrer Mitte, wo doch noch dazu bei der Versammlung die Türen verrammelt sind. Er lebt! Das können sie nicht beweisen. Darauf musst du dich einlassen und dem Zeugnis glauben. Warum soll ich das Zeugnis glauben? Da kann man nicht argumentieren, man hat nur das geänderte Verhalten der Jünger; ihre Fähigkeit den Märtyrertod (Märtyrer = Zeuge) zu sterben. Das Zeugnis ist: die Macht des Todes ist gebrochen. Habt keine Angst. Sie machen die Türen auf und gehen raus. Das bewirkt der Geist Jesu, Gottes, der das Herz der Jünger erfüllt.


Jetzt rastert das Wissen und Vokabular aus dem Kult (AT) ein. Wenn er lebt,

-> dann ist er erweckt worden
-> er ist in unserer Mitte (=erstanden)
-> dann ist er von Gott ins Leben erweckt, also Kind Gottes
-> dann kommt er als Repräsentant Gottes zu den Jüngern, also als Sohn Gottes
-> er hat sie mit seinem Geist ergriffen und in Marsch gesetzt, also ist er Herr
-> er ist der Repräsentant des Adam, also Menschensohn (der im Kult die Ohnmacht kennt: "ja wusstet ihr nicht, dass der Menschensohn leiden muss?"

Die Evangelisten kennen dieses Vokabular schon und setzen es jetzt ins Evangelium ein. Jetzt etwa entsteht die Kindheitsgeschichte.


Die Frage, was mit dem Leib Jesu passiert ist, wie die Auferstehung ausgesehen hat, bleibt unbeantwortet.


Wann, wo, wie kommt er wieder? Die Situation, wenns dich braucht, königlich zu anderen zu handeln, das ist Parusie.

(Christof)