Treffen vom 23. Mai 2004. Thema: Prolog des Johannesevangeliums.

 


Die Bibel verlangt Erklärung. Der Prolog ist quasi die Ouvertüre, von der im weiteren Verlauf die einzelnen Motive wieder aufgegriffen werden.

[Septuaginta: 1. Übersetzung aus dem Hebräischen ins Griechische; angeblich von 70 gelehrten Rabinern übersetzt]

 

1- „Anfang“ ist nicht zeitlich zu verstehen, sondern als „als Ursache hat zu gelten“ [Exkurs: wie in der Evolutionslehre aus Steinen auf einmal Pflanzen entstanden: es handelt sich dabei nicht um eine Automatik, sondern um etwas, was immer schon irgendwie da war und dann explosionsartig zu Tage kam]

 

„Wort“ (griech. Logos) steht in seiner semitisch, hebräischen Bedeutung für die Berufungslehre, das Bundesdrama (im griechischen ist damit die „Erfassung des Zusammenhangs“ gemeint, Beispiel: Der Himmel ist rot – Erfassung: ein Feuerwerk)

 

„bei Gott“: zu Gott hin

„Das Wort war Gott“: gotthaft (qualitativ): Suchen, retten was verloren geht

 

Berufung:

·        Permanentes Dasein für andere gibt dem Leben Sinn -> Reflexion in Taufe und Firmung.

·        „Alles verlassen“ ist Zumutung, tödlich; im Falle des Zumutenlassens bedeutet das Mut und Trauen -> Sorge nicht, Dein Herr weiß, was Du brauchst. „Ich bin da ...“ (Gen 3 – Dornbusch) -> Verkündigungsbasis

·        Anm.: Bei allen Berufungen hat sich der Berufene gesträubt, sogar Jesus am Ölberg („lass den Kelch an mir vorüber gehen“) -> keiner kann der Berufung komplett gerecht werden]

 

3- „geworden“: Da sein ist Sache des Herrn: Jahwe – er ist da

Analog: „Alles ist vermittels Berufung daseiig“

Bei „nichts, auch nicht eins“ bedeutet das „eins“: einer in Hauptstellung, der richtet, d.h. diejenigen, die bereits in führender gesellschaftlicher Stellung sind, sind ebenso betroffen

 

4- „Leben“ (griech. Zoä): Zusammenhalt von Herr und Knecht in der Stunde der Not -> Egoist wird ausgemerzt. Im Gegensatz zu den beiden anderen griechischen Wörtern für Leben: Bios und Psyche steht Zoä für Gemeinschaft (Kleinkind -> Urvertrauen)

 

5- „Licht“: Helle, Lichtblick, Sinn, Zukunft, Hoffnung -> keine Sinnleere. In der Heilsgeschichte: Macht des Todes ist gebrochen, zusätzlich zur reinen Berufung/ Selbstlosigkeit

„Finsternis“: Tod, Trauer der Heiden

 

Beispiel „Kind“: Geburt und Stillen sind Naturvorgänge – Berufung der Eltern von Gott, für das Kind zu sorgen -> Das Kind vor Gott bringen und es Gott zeigen; der Raum Gottes ist die Gemeinde.

 


 

 

„Übersetzung“ des Prologs:


Als Ursache im Evangelium hat zu gelten, dass es eine Berufung gab; diese war eine zu Gott, heraus aus dem privaten und gotthaft ist die Berufung; das ist wie ein Urereignis zu Gott hin.

Alles ist daseiig an der Berufung, also in Verantwortung; und außerdem auch betrifft die Berufung die in Hauptstellung.

In ihm ward Leben, die Grundbegegnungen mit Gott, Gegenüber, und Leben war wie eine Helle, Licht. Dies Licht scheint auf in der Finsternis, der Hoffnungslosigkeit; die Finsternis konnte nicht stärker werden wie das Licht

(Tobi)