Treffen vom 28. März 2004. Thema: Islam.

 

Am Vormittag hatte in der Phillip Neri Kapelle ein externer Referent über den Islam einen Vortrag gehalten.

 

Mohammed war ca. 600 n. Chr. ein arabischer „Christ“. [Exkurs: Die Christen waren mit Paulus, 80 n. Chr., dem Judentum entwachsen, als die Verbindung immer schwächer geworden war, weil immer mehr Heiden Christen wurden. Der gekreuzigte Messias war den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit]. Mohammed akzeptierte alle Personen des Evangeliums, aber es waren Menschen für ihn, nur Menschen. Er akzeptierte nicht die Auferstehung. Dann muss es eine Verklärung gegeben haben. Er war wohl ein mystisch begabter Mensch, hatte seine –wie er sagte– „Offenbarung“ in Schrift. Er schrieb den Koran innerhalb kürzester Zeit, in einem Saus. Er scheint (per Eingebung) variiert, korrigiert zu haben, wo die Bibel Anweisungen gibt, wie man zu leben hat. Er schrieb in dem Bewusstsein, der Finger Gottes zu sein. Seine Schriften stießen bei den Christen auf Ablehnung.

 

„Ich glaube an Gott, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.“ Dies ist auch das Bekenntnis der Muslime und der Juden. An Gott glauben alle (Allah = El). Sogar die Atheisten (die glauben nur nicht an den unaufgeklärten Gott). Was uns unterscheidet: der Glaube an Jesus Christus.

 

Mohammed lehrte, man müsse kriegerisch den Koran verbreiten. Wer sich nicht konvertieren lässt, muss Bürger zweiter Klasse werden (dies auch so vom Islamreferenten vorgetragen, nach dem aber niemand mit Gewalt konvertiert werden darf).

 

Weil sie keine Aufklärung haben, haben sie auch keine Wissenschaft und Technik und fühlen sich vom Westen überholt => Hass. Dabei hatten auch die Muslime herausragende Gelehrte und Mathematiker, die aber verketzert wurden, ähnlich wie im Christentum Leonardo da Vinci. Die Radikalität der Christen im Mittelalter kam mit der Dogmatik, dem Katechismus. Niemand las mehr in der Bibel. Erst Luther sagte: „sola scriptura“. Noch zu Seifis Studienzeiten: Bibel soll ein geschichtliches Dokument sein? Skandal! Sie ist doch vom heiligen Geist geschrieben! Wenn man die Bibel geschichtlich angeht, stößt man auf Situationen. Man muss eine Antwort geben können auf die Frage: „Papa, wo ist der liebe Gott?“ Wir müssen die Stelle der Erfahrung nennen können, um bezeugen zu können.

 

Wir stammen vom Judentum ab. Anders der Islam: er ist direkt von Gott eingegeben, ungeschichtlich. => Muslime sind geneigt, fundamentalistisch zu sein. So kann etwa ein Muslim, der vom Glauben abfällt, des Todes sein (war vom Islamreferenten auch vorgetragen worden).

 

Islamreferent bzw. Seifi: der Koran kann nach herrschender Auffassung der Muslime nicht geschichtskritisch ausgelegt werden. Es steht geschrieben: Jeder, der am Koran auch nur einen Buchstaben ändert, ist des Todes.

Aber: auch in muslimischen Ländern wird Bildung kommen, die Wirtschaften lehrt und Wohlstand und Fortschritt schafft, welche Gott nicht brauchen. Dann wird der Bazillus drin sein. Die Frage ist daher: Werden sie lernen, damit positiv umzugehen, d.h. die Wissenschaft & Technik nicht zu leugnen, und trotzdem das Dialogische, Menschliche zu behalten, so wir Christen es zumindest teilweise schon geschafft haben? Kann es einen aufgeklärten Islam geben? Oder müssen die Muslime, wenn sie einmal die Aufklärung geschluckt haben, den Koran wegwerfen?

Antwort: Sie werden unterscheiden lernen: Natur mit Folgerichtigkeit <-> Sprechen von Gott. Auch eine geschichtlich-kritische Auslegung des Korans ist möglich, obwohl es momentan nicht gelehrt wird. Es wird eine innermuslimische Auseinandersetzung mit vielen Krämpfen geben.

 

Islamreferent: Im Unterschied zu Christentum (Stichwort „Erbsünde“) wird im Islam der Mensch zunächst als von Grund auf gut betrachtet, er steht aber in der ständigen Gefahr, vom rechten Weg abzukommen.

Frage an Seifi daher: ist der Mensch gut?

Antwort: der Mensch ist zunächst einmal ein Triebbündel, ein Egoist. Ein Säugling etwa ist von Geburt an ein kleines Tier. Gegenüber den Bedürfnissen anderer ist der Mensch zunächst gleichgültig, das ändert sich erst mit der Berufung (gefolgt von Einsetzung und Sendung). Insofern ist der Mensch zunächst also tatsächlich „schlecht“. Den Begriff Erbsünde haben aber nur die Deutschen. Alle anderen nennen es (treffender) Ursünde.

 

Exkurs:Unterschied zwischen Staat und Reich:

Im Staat zählt nur die Verwaltungsfunktion. Im Reich respektiert der Häuptling die (Geschichte der) Regionen, Wirtschaft, Kultur, gewachsene Größen.

 

Exkurs: Heidegger

Nach Seifi der „Philosoph der Zukunft“. Ein paar wenige haben es schon kapiert (Frankreich, Japan, Südamerika). Alle anderen (Deppen) werden es noch kapieren müssen. Theologen neben Seifi, die Heidegger akzeptieren: Biser (San Sebastian), Zuweger (Wien), Rahner.

 

Werke z.B. „Holzwege“ in „Das Ende der Metaphysik“ (oder so ähnlich), auch irgendein Werk mit „Technik“ im Titel.

 

Heidegger hat die Wahrheitsfrage neu gestellt. Man kann Gott nicht beweisen, seine Quelle nicht ausgraben, so wie Thomas von Aquin das wollte. Man kann Gott nicht verrechnen. Heidegger  Habermus hat neulich geschrieben: „Die Kirche muss endlich reden, ihre alten Wahrheiten modern sagen“. Die moderne Formulierung etwa von „der Mensch ist das Ebenbild Gottes“ wäre „die Würde des Menschen ist unantastbar“.

 

Heidegger kommt nicht zu Gott. Da traut er sich den Dichtern (z.B. Rilke) an und deren Wort, mit dem er auf die Spur Gottes kommt, ihn aber nicht allerletzt verstehen kann.

 

(Christof)