Treffen vom 20. März 2005. Thema: Evangelium
vom heutigen Sonntag, Matthäus 7, 21-23
Von den falschen Propheten:
Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im
Himmel erfüllt.
Viele werden an jenem Tag
zu mir sagen: Herr, Herr, sind wir nicht in deinem Namen als
Propheten aufgetreten und haben wir nicht mit deinem Namen Dämonen ausgetrieben und
mit deinem Namen viele Wunder vollbracht? Dann werde ich ihnen
antworten: Ich kenne
euch nicht. Weg von mir, ihr Übertreter des Gesetzes!
Harte Worte. Da hat einer Wundertaten vollbracht, Dämonen
ausgetrieben, und das alles reicht nicht dafür aus, dass er "in den
Himmel kommt"?
Nicht jeder, der zu mir sagt:
gr. legein = bundesreden => wir sind im
Bundesdrama: Berufung -> Einsetzung -> Sendung -> Prüfung
-> Begnadigung -> Neusendung
Herr! Herr!:
Wenn einer "Herr, Herr" sagt, dann ist er Knecht, der schon berufen
ist. "Herr, Herr" wird am Tag der Prüfung gesagt. Prüfung ist im Kult
am 6. Tag. In der Praxis ist Prüfung jeden Tag: am Abend muss man sich
fragen lassen: wo sind diejenigen, die heute durch dich froh geworden
sind, oder die gar durch dich gerettet wurden? In der Prüfung wird
Sünde sichtbar. Sünde = schuldig bleiben. Man soll sie bekennen, dann
kann man auf Begnadigung hoffen.
Himmelreich: eigentlich: "(König)reich der Himmel". Die Gaben des Himmels sind Tau, Regen, Sonne. Warum Plural ("der Himmel")? Entspricht der Vielseitigkeit der Zuwendungen des Himmels: der Himmel lacht und lässt die Sonne scheinen, er weint und lässt es regnen...
Der König hat die seinen. Königtum bedeutet: in der Spannung der
Auseinandersetzung die Einheit wahren. Man muss die Kinderschar dazu
bringen, dass eins dem anderen gönne. Gott der Schöpfer deckt als König
der Menschengemeinde den Tisch: mit Regen, Sonne, Wachsen, Sprießen,
über Gut und Böse, ohne Unterschied. Für uns die Zumutung: wenn der
Tisch gedeckt ist, muss jeder jeden zulassen. Der König schafft
Ausgleich. Wenn es an das Verteilen der Güter geht, dann heißt der
König "Vater". Der Vater schafft Ausgleich. Er mutet uns zu, in seinem
Sinne dafür zu sorgen, dass jeder versorgt wird.
kommen: =
bekommen, das Königtum bekommen.
wer den Willen meines Vaters im
Himmel erfüllt: nicht jedem wird die Verwirklichung
des Königtums anvertraut, das heißt nicht jeder begreift das Königtum,
nicht jeder hat es. Man muss die entsprechenden Werke tun, den Willen
(eigentlich: Wohlgefallen) des Vaters tun (eigentlich: machen,
schöpfen), und der Will den Tisch decken, Mahl bereiten.
an jenem Tag:
der Tag der Prüfung, wenn der Knecht gestellt wird. Wir sind keine
perfekten Knechte, sondern solche, die immer schuldig bleiben, die aber
auch täglich neu bekehrt werden. Schuld ist Bringschuld, nicht
Moralschuld. Rede nicht von deinen Sünden, die sind dir vergeben. Von
seinen Sünden zu reden, ist Eitelkeit.
in deinem Namen: Namensmacht = Einflussmacht (z.B.: einen guten Namen haben). Namensmacht Christi = die Bangnis des Todes ist im Blick auf den Christus gebrochen.
als Propheten aufgetreten:
für den Herrn reden; dreinreden, wenn wir Unrecht sehen; das Evangelium
verkünden. Aber: Worte genügen nicht.
Dämonen ausgetrieben:
Dämonen = wie besessen sein von etwas, im Guten und im Bösen,
psychische Krankheiten, Mächte, die wir nicht im Griff haben.
Dann: in dem
Augenblick
Wunder:
eigentlich: Krafttaten. Z.B. Johannes Paul II, der mit geringsten
Gesten die Herzen bewegte.
kenne: hier
steht im Griechischen ein Aorist, der eigentlich keine Zeit hat, der
plötzlich passiert. Es heißt eigentlich "erkannt", d.h. ihr seid mir
nie als solche begegnet, die dem Willen Gottes entsprechen. Erkennen
meint Betroffenheit.
Übertreter des Gesetzes:
eigentlich: Gesetzlosigkeit machende. Gesetz: das, was man
unbedingt tut / nicht tut. Niemals Ehrfurcht verletzen, Vertrauen
kränken. Moral kann man ruhig vergessen, die orientiert sich am Ideal.
Wer Ehrfurcht verletzt, Vertrauen kränkt, der macht Gesetzlosigkeit.
(Christof)